Text: Christian / Bilder & Kurzfilme: Carola
Wir haben uns an der Südostküste Sardiniens bereits ein wenig eingelebt, jedoch die Gegend ausschliesslich vom Wasser her gesehen.
Aber das wollen wir nun ändern, so haben wir es geplant, und steuern weiter nordwärts nach Santa Maria di Navarrese. Hier werden wir einige Tage in einer kleinen Marina verbringen, sowie ein Auto mieten.
Santa Maria Navarrese ist ein kleiner italienischer Ferienort mit einem touristischen Zentrum. Gelaterias und Ristorantes fehlen nicht, ebenso wenig die typisch italienischen Bagni mit ihren Stränden voller Miet-Liegestühle. Es ist schon fast ein bisschen wie nach Hause zu kommen, so wie man es halt von Italien kennt.
Nach einem wundervollem Segeltag erreichen wir Santa Maria Navarrese gegen Abend
Unser Liegeplatz für die nächsten Tage
Gelato muss sein, egal wie spät es ist
Am nächsten Tag schauen wir uns etwas um
Blick in die Bucht
Torre di Santa Maria Navarrese
Wir mieten ein Auto und erkunden das Inland. Dabei führt uns ein Ausflug auf eine Hochebene, wir besuchen die Ausgrabungsstädte Su Nuraxi, die Ruinen eines alten Dorfes mit den Überresten einer Befestigung, aus ca. 2’000 v. Chr. Hier lebten einst die ersten Siedler von Sardinien.
Es ist eindrücklich zu sehen, was mit den damaligen primitiven Mitteln möglich war, aus Naturstein zu bauen. Es war ein bereits hochentwickeltes Volk.
Weitere schöne Orte und Landschaften besichtigen wir in den folgenden Tagen, so zum Beispiel Orgosolo (bekannt füe seine Murales) und die im Westen an einem Fluss gelegene, historische Stadt Bosa.
Wandern in der Hochebene Altopiano del Golgo
Ein Esel schliesst sich uns an
Ristorante Golgo
Maschera di Pietra di Golgo, sehr beeindruckend
San Pietro di Golgo
Eselalarm
Blick hinunter ins Tal und auf Baunei
Abwechslungsreiche Landschaft
Pedra Longa
Geführte Tour durch Su Nuraxi, wo wir viel über die Geschichte Sardiniens erfahren
Im inneren des Turms
Blick über die Ruinen
Bosa
Blick über Bosa
Bosa ist bekannt für seine bunten Häuser
Während Orgosolo für seine Murales bekannt ist, wie die folgenden Bilder zeigen.
Nach diesen schönen Tagen in Santa Maria di Navarrese zieht es uns jedoch weiter Richtung Norden, zur bekannten Strasse von Bonifacio.
Zwischenhalt gibt es in verschiedenen Ankerbuchten, der Wind lässt mit der vorherrschenden Thermik schöne Tagesfahrten zu, bis er gegen Abend jeweils wieder abflaut. Wir geniessen tolle Schnorchel-Gänge, sehen Rochen und sonstige spannende Lebewesen unter Wasser. Gleichzeitig merken wir, dass wir, je weiter wir nordwärts kommen, es umso touristischer wird.
In der Bucht von Capo Camino gefällt es uns so gut, dass wir ein paar Tage bleiben
Jeden Abend geniessen wir die wundervollen Sonnenuntergänge
Und jeden Tag beobachten wir den kleinen Rochen
Bei besten Bedingungen ziehen wir weiter Richtung Norden
Immer, wenn der Anker gefallen ist, gibt es das wohlverdiente Ankerbier
Langsam kommen wir ins Maddalena-Archipel
Das landschaftlich schöne Maddalena-Archipel im Nordosten ist für viele Segler und Motorbootfahrer ein highlight. Der bekannteste ist in diesem Gebiet wohl Porto Cervo. Jedenfalls ist er mit Sicherheit der Teuerste, was das Mieten von Liegeplätzen in Marinas anbelangt. Entsprechend überfüllt ist die Gegend.
Wir fanden es als unangenehm, hier zu segeln und suchten uns den kürzesten Weg um es schnell zu queeren. All die vielen Motorboote, welche kreuz und quer hier verkehren verursachen im besten Falle eine unangenehme Welle und im schlechtesten Fall Angstzustände verbunden mit kurzfristigen Ausweichmanövern.
Viele Boote bolzen mit hoher Geschwindigkeit und Autopilot, ohne jedoch Ausschau auf andere Boote zu halten. Diese Gegend war definitiv nicht unser Lieblingsort.
Dennoch fanden wir im Norden einen wunderbaren und fast leeren Ankerplatz in der grossen Bucht Porto Liscia. Ein endloser Sandstrand lädt hier zum Spazieren und Verweilen ein, hinter der Sanddüne befindet sich sogar eine schöne Lagune mit Schilf.
Näher geht es nicht
Spannende Inselwelt
Wunderschöner Ankerspot – Porto Liscia
Kleine Lagune
In den Dünen
Landschaftlich wunderschön
Bye bye Sardinien, wir queeren die Strasse von Bonifacio. Hier sind wir auf ein gutes Wetterfenster angewiesen. Der Wind kanalisiert und beschleunigt sich stark an der schmalen Stelle zwischen Sardinien und Korsika.
Heute ist der Wind moderat und wir queeren im Halbwindkurs zügig die Meerenge. Caro wechselt die italienische Flagge durch die Französische und schon fahren wir am spektakulär auf einer Felswand gelegenen Bonifacio vorbei, an die Westküste Korsikas. Bonifacio, wollen wir uns später mit dem Mietwagen ansehen, so haben wir das schon vorgängig geplant.
Da sind wir nun in Frankreich angekommen und legen für die erste Nacht in einer Ankerbucht an der Südwestspitze Korsikas an. Wie bereits auf Sardinen, möchten wir auch hier einige Tage in einer Marina verbringen, um mit dem Mietwagen das Inland zu bereisen.
Von 🇮🇹 nach 🇫🇷 ⛵️
Bonjour Corse
Bonifacio in Sicht
Unsere erste Ankerbucht auf Korsika – Cala di Stagnolu
Propriano ist für uns der perfekte Ort für einen mehrtägigen Aufenthalt, dies auch weil für die kommenden Tage stärkere Winde prognostiziert sind. Es ist schwierig hier eine geschützte Ankerbucht zu finden.
Der Kleine Hafen mit der Marina ist zweigeteilt, mit je einer eigenen Einfahrt. Wir entscheiden uns für den Östlichen und funken die Marina an, keine Reaktion. Also nochmals und dann meldet sich jemand, den ich schlecht verstehe. Was aber klar ist, wir warten an der falschen Einfahrt. Wir müssen zur Westlichen, von wo uns auch schon ein Marinero im Dinghy entgegenfährt. Das Anlegemanöver unter engen Platzverhältnissen gelingt Caro bestens. Beim Einchecken im Marinabüro darf ich dafür meine übrig gebliebenen Französischkenntnisse zum Besten geben. Naja, es hat vor vielen Jahren schon mal besser funktioniert….
Jetzt heisst es korsisch-französische Kultur erleben. Propriano erinnert uns mit seinen Natursteinhäuser ein wenig an die Südbretagne. Ein Katzensprung von Sardinien und doch ist es hier komplett anders.
Wir fühlen uns sofort wohl und tauchen ins Savoir-vivre ein. Wir essen sprichwörtlich wie Gott in Frankreich. Irgendwie gefällt es uns hier besser als auf Sardinien und so freuen wir uns auf die kommenden Ausflüge mit dem Mietwagen.
Propriano in Sicht
Propriano – Hauptstrasse mit vielen Bars, Restaurants und kleinen Läden
Fussläufig ist der wundervolle Beach zu erreichen
Chris im Burger-Himmel
Während ich vom „Café Gourmand“ nicht genug bekomme
Hierbei besuchten wir den Wasserfall Cascade Saint`Albertu, geniessen ein ausgezeichnetes Eis in einem Bergdorf und wandern durch die einmalige Parklandschaft von Cucuruzzu.
Hinter dem eigenartigen Namen verbirgt sich eine bronzezeitliche Siedlung mit Festungsanlage. Die Topografie mit ihren frei herum liegenden Felsbrocken bot dem damaligen Volk natürlichen Schutz, so liessen sie sich nieder und betrieben Landwirtschaft. Viel Lehrreiches gibt es hier auf einem gut beschilderten Rundgang durch die bewaldete Landschaft zu entdecken. Bei genauem Hinschauen fügen sich die übrig gebliebenen Ruinen zu einem Puzzle und man kann sich durchaus ein Bild der damaligen Zeit machen.
Natürlich sehen wir uns auch Bonifacio an. Ein landschaftlich faszinierender Naturhafen in einer tiefen Schlucht. Seitlich thront das Dorf mit seinen historischen Bauten.
Besonders erwähnenswert ist auch der alte Friedhof mit seinen vielen, reich verzierten Familiengräbern mit den kapellenartigen Grabstädten für die Toten. Alles in allem ein sehr interessanter und schöner Ort. Für uns aber leider viel zu touristisch mit den Massen von Besuchern, welche sich durch die Gassen quälen und in den vielen Restaurants am Hafen sitzen. Nach ein paar Stunden sagen wir deshalb «Au revoir».
Unterwegs in Bonifacio
Cimiteriu Marinu di Bunifaziu
Uns hat dieser Friedhof sehr beeindruckt
Im Hintergrund die Hafeneinfahrt und Bonifacio
Und noch ein anderer Blickwinkel auf das Städtchen
Schmale Gassen zieren die Altstadt
Wasserfall Cascade Saint`Albertu
Lac de Tolla
Bergdorf Tolla
Unterwegs in Cucuruzzu – mit einem Infoheft in der Hand folgen wir den Pfad. Dabei erfahren wir viel über die Lebensweise des damaligen Volkes.
Wie in einem Märchenwald
Capula – ebenfalls ein Ort mit spannender Geschichte
Nach dem lebhaften Propriano wünschen wir uns einen ruhigen Ankerplatz und finden ihn in der Pointe de la Parata in der Bucht von Ajaccio, etwas weiter nördlich von Propriano.
Hier verbringen wir fünf «Ferientage» auf dem Boot, geniessen einfach die Tage und entwerfen den Plan für die weitere Reise.
Es kristallisiert sich bei uns beiden heraus, dass wir den Herbst gerne entspannt in Ankerbuchten verbringen möchten und das auf den Balearen. Da dort im September und Oktober die Hauptsaison vorbei sein wird, hoffen wir auf etwas weniger überlaufene Buchten.
Bei schönem Wind nehmen wir Kurs auf Pointe de la Parata
Pointe de la Parata
In einer Ankerbucht Delfine so nah beobachten zu können – unglaublich
Zeit, um sich an Land umzuschauen
Blick auf die „Blutigen Inseln“ – Îles Sanguinaires
Uns hat es hier sehr gut gefallen
Ein weiteres Thema ist unser Winterlager. Das Boot muss ausgewassert, das Unterwasserschiff erneuert werden. Nach Anfrage verschiedener Marinas auf Mallorca zeigt sich bald, dass diese entweder ausgebucht oder vier Mal so teuer sind wie auf dem spanischen Festland.
Über ein Seglerforum erhalten wir den Tip von Torrevieja. Hier fragen wir an und erhalten eine attraktive Offerte für einen Liegeplatz. Das erscheint uns die deutlich bessere Option zu sein, als das unter Seglern bekannte Almerimar.
Almerimar verfügt sicher über eine ausgezeichnete Infrastruktur für Bootsarbeiten, jedoch ist es eine künstliche Retortensiedlung im Niemandsland, dazu mit schlechter Anbindung an einen internationalen Flughafen.
Noch haben wir ein bisschen Zeit zu entscheiden, auch muss dort gewährleistet sein, dass wir das Unterwasserschiff erneuern können. Weitere Abklärungen sind notwendig.
Der Plan steht, die Balearen rufen. Dafür müssen wir uns für die zweitätige Überfahrt zuerst in eine bessere Startposition bringen. Wir verlassen somit die Pointe de la Parata und fahren wieder südwärts.
Mit einer Übernachtung im Golfe de Murtoli erreichen wir Sardinien bei der Isola Piana, in der Bucht von La Pelosa. Herrlich türkises Wasser erwartet uns hier am nordöstlichsten Zipfel Sardiniens. Wir sind überwältigt von der schönen Bucht.
Îles Sanguinaires aus der Nähe betrachtet
Golfe de Murtoli – hier verbringen wir eine ruhige Nacht vor Anker
Am nächsten Morgen sehen wir die Bucht bei Tageslicht und stellen fest, wie schön es hier ist. Gerne würden wir hier länger bleiben, aber wir haben andere Pläne ☺️
Korsika im Kielwasser, zugleich ist es auch ein Abschied von hier
Das sind diese unbeschreiblichen Momente beim Segeln
Da wir erst spätabends die Ankerbucht La Pelosa erreichen, sehen wir erst am nächsten Morgen, wie unfassbar blau und klar das Wasser hier ist
Hier bereiten wir uns für die Überfahrt auf die Balearen vor und warten auf ein geeignetes Wetterfenster, welches sich zwischen dem kommenden Donnerstag und Samstag abzeichnet.
Etwas angespannt geht es dann am Donnerstag, 29. August los. Um 12:00 Uhr heisst es «Anker hoch», der Wind setzt wie prognostiziert ein und wir verlassen Sardinien.
Die Tage bis zur Abfahrt nutzen wir nicht nur für die Planung der bevorstehenden Überfahrt, sondern nehmen uns auch die Zeit zum betrachten der wundervollen Sonnenuntergänge
Es ist soweit, wir verlassen Italien – Kurs Spanien, Menorca – Balearen
Mit vollem Tuch lassen wir Sardinien hinter uns
Segeln in die erste Nacht
Segeln (bzw. unter Motor) in die zweite Nacht
Am 31. August 2024 erblicken wir spanisches Land – Menorca voraus 🇪🇸
Somit Endet der August in einem neuen Land. Wir starten in den September unter der spanischen Sonne, auf den Balearen ☀️.
Unsere zurückgelegten Meilen vom August in zwei Teilen.
Teil 1
Teil 2
Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
Spannend wie immer und wunderbare Fotos bereichern unseren Herbstalltag. Vielen Dank. Weiterhin viel Segelglück.
Herzliche Grüsse Marlies
So gut geschrieben, als wäre man
mit euch gesegelt.
Liebe Monika
Danke für das Feedback. Wir haben immer eine Koje frei, falls du es einmal live erleben möchtest. Herzlichst C&C
Interessante Mittelmeerwelt kennen gelernt – viele Meilen gesegelt.
Vielleicht ergibt sich ja einmal die Gelegenheit ein paar Meilen mit uns zu Segeln 😉 Herzliche Grüsse Caro&Chris