Juli 2024

Alarmstufe "ROT" auf Stromboli - was nun?

Text: Christian / Bilder & Kurzfilme: Carola

Nach einem faszinierenden Aufenthalt auf der dampfenden Insel Vulcano, haben wir Lust auf mehr, so soll es weitergehen auf die nördliche Nachbarinsel Lipari.  

Unsere Gäste haben sich bereits gut auf dem Boot eingelebt und die «Seebeine» wachsen täglich ein weinig weiter.

Wir entscheiden uns, zuerst einen Bade-Stopp im Süden der Insel einzulegen und geniessen ein herrliches Bad. Laute Musik kommt uns aus der Ferne von einem kleinen Bötchen entgegen. Wir halten Ausschau und sehen einen schwimmenden Verkaufsladen. Es ist ein schwimmender Eisverkäufer, welcher Kurs auf unser Boot nimmt. Das war an diesem heissen Tag unser kleines Highlight und so geniessen wir zur Abwechslung ein kühles Eis auf unserem heissen Boot.

Am späten Nachmittag laufen wir im Städtchen Lipari eine kleine, familiäre Marina an, welche für ein paar Tage unsere Basis für Erkundungen werden soll.

Lipari hat uns nicht enttäuscht, das historische Städtchen besticht durch gepflegte Gassen mit schönen historischen Häusern und einem belebten Hafenviertel mit Bars und Restaurants.

Nördlich, durch einen Tunnel erschlossen, befindet sich der Ortsteil Canneto, welcher durch seine lange Promenade mit vorgelagertem Strand besticht. Wir fühlen uns hier sehr wohl und verspüren etwas Wehmut beim Ablegen.

Lipari im Vordergrund, Vulcano im Hintergrund

Bade-Stopp, Valle Muria

Der schwimmende Gelato-Verkäufer

EOL.Mare Marina, Lipari

Nach einem wunderbaren Segeltag lassen wir den Abend gemütlich ausklingen

Der Strand von Canneto

Unterwegs in Canneto

Canneto

Sightseeing in Lipari

Basilica Concattedrale di San Bartolomeo

Gepflegte Strassen

Weg zum kleinen Hafen

Piazza di Sant‘ Onofrio

Marina Corta

Lipari bei Nacht

Wir haben Wind und der soll uns zur nördlichen Insel Panarea bringen. Im Dritten Ankerversuch gelingt es uns in einer geschützten Bucht im Süden einen sicheren Platz zu finden. Wir möchten hier nur eine Nacht verbringen, denn unser eigentliches Ziel ist Stromboli. Auf Stromboli haben wir uns, dem Städtchen vorgelagert, eine Boje reserviert.

Wie es der Zufall so will, hat sich während der Tage unserer Fahrt hierher die vulkanische Aktivität vom Ätna und vom Stromboli markant erhöht, beide haben Asche ausgeworfen. In der Folge muss der Flughafen Catania sogar kurzzeitig geschlossen werden. Alarmstufe «rot» wurde ausgerufen. Wie soll es jetzt mit unserer Reise weitergehen? Wollen und können wir unseren geplanten Besuch der Insel Stromboli unter diesen Voraussetzungen überhaupt durchführen?

Wir informieren uns und stellen fest, dass sich die Situation gerade so weit entspannt hat, als dass der Stromboli aktuell sein typisches Ausspuken der glühenden Steine eingestellt hat, jedoch sich auf der nördlichen Seite ein Lavastrom ins Meer ergiesst. Wir entscheiden uns auf Panarea abzulegen, mit Kurs auf Stromboli. Schliesslich können wir jederzeit wieder zurückkehren, falls sich etwas ändern sollte, oder wir uns nicht wohlfühlen würden.

Unterwegs nach Panarea

Caletta di Zimmari, Panarea

Rauchwolken von Stromboli in Sicht

Den nächsten Morgen nutzen wir Mädels noch schnell für einen kurzen Ausflug

Lara übernimmt das Steuer

Panarea im Kielwasser, Kurs Stromboli

Auf halber Strecke dann kreisen unsere Gedanken und wir wollen nochmals sichergehen, ob am Zielort auch wirklich alles in Ordnung ist. Ich rufe den Vermieter der Boje an und der bestätigt mir, dass wir anreisen dürfen. Die Polizei hätte die Genehmigung für Sportboote erteilt. Lediglich die sonst in grosser Anzahl anlaufenden Touristenboote dürften zurzeit nicht fahren.

Wir nähern uns der Insel und sehen, wie von der Spitze noch etwas Rauch in unsere Richtung strömt. So kommen wir in den Genuss eines leichten Ascheregens, welcher unser Boot berieselt. Das ist doch einmal eine Begrüssung. 

Schliesslich erreichen wir am Nachmittag vor dem Örtchen Stromboli, die reservierte Boje. Der freundliche Marinero informiert uns über die Möglichkeiten zur Besichtigung der Insel. Wir entscheiden uns, den restlichen Nachmittag zu Fuss das Städtchen zu besichtigen. Für den Abend buchen wir die empfohlene Bootsfahrt auf die Nordseite der Insel, mit Sicht auf den Lavastrom.

Wir sind erleichtert, alles ist halb so schlimm wie in den Medien dargestellt. Es hat sich wieder einmal bewahrheitet, dass viele Medien, ohne sich ein Bild von der wirklichen Situation vor Ort zu machen, einfach vorgefertigte, oft ungeprüfte Artikel von Presseagenturen verbreiten, welche ihrerseits unvollständig recherchiert sind.

Zu unserer weiteren Überraschung zeigte sich das gepflegte, malerische Städtchen mit seinen üppig grünen Gärten von einer überaus entspannten Seite. Die wenigen Touristen schlendern gemütlich durch die Strassen. Die Bars und Restaurants bereiten sich auf die Abendkundschaft vor. Gerne würden wir hier noch ein paar weitere Tage verweilen, es ist für uns der bisher schönste Ort auf den Liparischen Inseln.

Nach einem langen Spaziergang geht es zurück aufs Boot. Für den Dinghy-Service der kleinen Marina ist es jedoch bereits zu spät. Wir brauchen eine andere Lösung, um auf unser Boot zu gelangen. Zur Lösungsfindung genehmigen wir uns zuerst in der Marina-Bar am Wasser einen schönen Apéro mit Häppchen für den gröbsten Hunger.

Schliesslich entscheide ich mich gegen ein kostenpflichtiges Taxiboot, welches erst noch von irgendwoher herfahren müsste und schwimme in meiner Unterhose zum Boot. Mit dem Dinghy hohle ich meine «Frauschaft» dann am Ufer ab und bringe sie wohlbehalten zum Boot zurück.

Vorbei an interessanten Inseln

Stromboli begrüsst uns mit einer nicht übersehbaren Rauchwolke

Asche auf unserem Boot

Landgang auf Stromboli

Alles ist so schön grün

Die Häuser sind hier alle weiss

Herzige schmale Gassen

Was für ein Kontrast

Zur Lösungsfindung hilft ein Apéro mit Plättchen

Unser privater Abholdienst nährt sich

Abendstimmung

Wir machen uns bereit für unsere nächtliche Bootsfahrt mit Vulkan-Sightseeing, um 21:00 Uhr sollen wir mit dem Zodiac-Boot abgeholt werden.

Da warten wir vier auf unserem Heck, abholbereit und gespannt was da nun kommen wird. Im Dunkeln sehen wir ein Motorboot heranfahren. Wir steigen ein und schliessen uns der kleinen Gruppe von anderen Seglern im Zodiac an.
Der einheimische Tourguide und seine Kollegin, welche übersetzt, fahren uns mit rasantem Tempo durch die Nacht, auf die Nordseite der Insel, ausserhalb des gesperrten Bereichs. Das macht allen so richtig Spass.

Langsam wird in der Dunkelheit der orange leuchtende Lavastrom sichtbar, dies  beeindruckt uns sehr. Am Zielort angekommen treiben wir mit ausgeschaltetem Motor in der stillen Dunkelheit auf dem Wasser und hören dem Rauschen des Lavastromes zu. Dieser ergiesst sich unaufhaltsam, orange glühend, ins Meer. Was für ein grossartiges Naturschauspiel.

Zwischendurch erhalten wir viele interessante Informationen über den Vulkan und seine Aktivität. Nun können wir auch die Ursache für die Alarmstufe «rot» besser verstehen. Diese Stufe wurde nicht wegen dem möglichen Auswurf des Vulkans ausgerufen, sondern wegen möglicher Erdbebengefahr, so könnte zum Beispiel bei einem Seebeben ein Tsunami entstehen. Aber da hätten wir auf dem Wasser wenig zu befürchten, meinte der Guide beruhigend. So eine Welle würde ihre zerstörerische Kraft lediglich an der Küste entfalten. Wir wollen es uns trotzdem nicht ausmalen, wie es sein würde.

Zurück geht es dann genau so rasant wie auf der Hinfahrt und wir erhaschen einen letzten Blick auf die glühende Lava. Müde aber zufrieden, an so einem Erlebnis teilhaben zu dürfen, steigen wir in unsere Kojen und legen uns schlafen.

Der Lavastrom wird langsam sichtbar

Es ist nicht so einfach auf einem schaukelnden Schlauchboot gute Fotos zu machen 😅

Fliessende Lava

Sehr beeindruckend

Nachts leuchtet der Himmel rot

Am Folgemorgen legen wir auf Stromboli bereits wieder ab, diesmal zurück Richtung Sizilien. Schliesslich sind seit der Ankunft unserer Gäste bereits zwei Wochen vergangen und in wenigen Tagen findet deren Rückflug statt. Wir möchten rechtzeitig wieder am Festland sein. Als Anlaufstelle haben wir uns Palermo ausgedacht.

Mit schönem Wind segeln wir zügig Richtung Capo d’ Orlando, wo wir über Nacht vor Anker liegen. Mit etwas weniger Wind geht’s dann in zwei weiteren Tagesetappen der Küste entlang westwärts, bis wir schliesslich Palermo erreichen.

In einer Stadt-Marina legen wir am vorreservierten Platz an. Was für ein Gegensatz, nach den vielen Tagen Inselhopping in der freien Natur, wieder in einer pulsierenden Stadt angekommen zu sein.

Die ganze Mann- und Frauschaft freut sich wieder auf ein gutes Abendessen und Stadtleben. Mit wenig Erwartungen werden wir von der wunderbaren Stadt augenblicklich vereinnahmt. Viele lebhafte Gassen und Plätze mit historischen Bauten und teils arabischen Einflüssen können wir hier entdecken. Diese Stadt begeistert uns.

Doch in Palermo heisst es auch Abschied nehmen von unseren Mitseglerinnen. Wir fahren Sie mit dem Mietwagen zum Flughafen Catania.

Abschied von Stromboli

Wir testen zum ersten Mal unseren Gennaker (für einen kurzen Moment)

Die Liparischen Inseln entfernen sich langsam

Capo d‘ Orlando

Einen weiteren Ankerstopp legen wir in der Bucht Contrada Rais-gerbi ein, wo wir zwei Nächte verweilen

Für Lara und Finja ist es die letzte Nacht vor Anker (Golf von Palermo)

Palermo voraus

Als erstes müssen wir uns Stärken, bevor wir Palermo erkunden

Piazza San Domenico

Festino di Santa Rosalia

Kathedrale von Palermo

Wir verabschieden meine Nichten Lara & Finja. Es war eine wundervolle Zeit mit den zwei Mädels. Danke, dass ihr ein Teil unserer Reise wart. 

Wieder zurück auf dem Boot arbeiten wir unsere To-do-Liste ab, Boot innen und aussen reinigen, Einkaufen, Wäsche waschen, Abfälle entsorgen, Wasser und Diesel tanken und einiges mehr, steht da geschrieben.

Aber auch zwei Arbeiten durch Unternehmer stehen an, einerseits schwächelt unser Kühlschrank wieder, andererseits möchten wir hier die bald anstehende periodische Motorwartung durchführen.

Und wer weiss wie das an einem fremden Ort so geht, der kann erahnen, dass dies nicht immer so einfach ist, dafür seriöse Unternehmer zu finden, welche dann auch tatsächlich erscheinen und obendrein eine gute Arbeit verrichten. Einiges an Kommunikation via WhatsApp, sowie Telefonate waren notwendig, bis es schliesslich (wiedererwarten) funktioniert und die Leute tatsächlich zu den vereinbarten Tagen am Steg stehen und die vereinbarten Arbeiten zu unserer Zufriedenheit erledigen.

Warten auf die Wäsche

Filterwechsel beim Watermaker

Alles bereit für den Motorservice

Proviantierung

Tank auffüllen

Neben all den Arbeiten auf dem Boot, ist auch noch Zeit um sich weiter in Palermo und Umgebung umzuschauen. Ein kleiner Ausflug führt uns nach Monreale. Dort besichtigen wir die Kathedrale, welche ein Besuch Wert ist.

Wenn wir denken, dass wir in Palermo alles gesehen haben, so täuschen wir uns. Denn jedesmal entdecken wir neue Plätze, Sehenswürdigkeiten, Gassen mit netten Bars und Restaurants.

Abendspaziergang in Palermo

Cattedrale di Monreale

Chiostro dei Benedettini

Blick über Monreale bis hin nach Palermo und dem Golf von Palermo

Palazzo dei Normanni

Peoltello

So sehr uns Palermo auch gefällt und so gut die Gelatos schmecken, wir wollen weiter segeln. Der schwache Wind passt und schiebt uns weiter gegen Westen. Mit zwei Zwischenstopps erreichen wir San Vito Lo Capo, die grosse blaue Bucht im Nordwesten Siziliens.

Für uns ist es ein untypisches Örtchen in Italien, es erinnert ansatzweise an Nordafrika mit seinen kleinen, kubisch wirkenden Gebäuden. Schöne gepflegte Fussgängerzonen mit Läden und Restaurants durchziehen das Zentrum.

Typische italienische Ferienstimmung kommt auf, vorwiegend Italiener flanieren durch den Ort. Das merken wir unter anderem dann, wenn wir mit unserem nordeuropäischen Geh-Tempo, die gemütlich schlendernden Italienischen Familien überholen, deren Schuhe beinahe im Gehen frisch besohlt werden könnten. Vielleicht aber, sind es auch wir, die noch nicht vollends im mediterranen Lebensstil angekommen sind.

Unvergessen bleibt unsere Wanderung auf der Westseite vom Kap, einer kargen Landschaft mit Kakteen und von der Brandung geschaffenem karstigen Gestein. Hier können wir auch drei grosse Grotten besichtigen, welche etwas erhöht, in die Steilküste führen. In einer kleinen Felsenbucht nehmen wir ein Abend Bad, bevor es zurück aufs Boot geht. 

Ausfahrt aus der Marina in Palermo

Ein wunderbares Morgenpanorama. Vor dem Marrakech Beach, bei Carini, haben wir eine ruhige Nacht vor Anker verbracht.

In der Bucht bei Macari, gefällt es uns sehr gut, so dass wir zwei Nächte vor Anker bleiben

Angekommen in der Marina Diporto Nautico Sanvitese – San Vito Lo Capo

Wir erkunden den Ort

Alles wird akribisch festgehalten

Und hier, was ich in dem Moment gefilmt habe 😅

Bei Abenddämmerung am Leuchtturm

Auf zur Küstenwanderung

Faszinierende Landschaft

Grotta del Cavalli

Blick aus Grotte

Kleine Badebucht, die zum abkühlen einlädt

Ein erlebnisreicher Tag neigt sich dem Ende

Nach schönen Tagen und vielen Gelatis zieht es uns weiter Richtung Westen, zu den für uns völlig unbekannten Ägadischen Inseln. Wir entscheiden uns die grösste Insel, Favignana, anzulaufen, da es im gleichnamigen Städtchen einiges zu besichtigen gibt.

Damit wir unser Boot, trotz den angesagten Winden, guten Gewissens verlassen können buchen wir einen Platz in der Marina.

Einmal mehr werden wir mit einem kleinen Städtchen und seiner reichen Geschichte positiv überrascht. Über viele Jahre wurde hier intensiver Thunfischfang betrieben, davon zeugt noch immer ein altes, grosses Fabrikgebäude, welches noch bis 1977 in Betrieb war. Dieses beherbergt heute ein Museum zum Fischfang und dessen Verarbeitung in Büchsen für den Export ins Ausland.

Noch am selben Abend zieht es uns in das Interessante Gebäude. Die von Vincenzo Florio 1859 errichtete und ab 1878 stark erweiterte Fabrik war für die damalige Zeit äusserst fortschrittlich. So war Florio der Entwickler des Dampfgarverfahrens zur Konservierung von Thunfisch in Dosen.

Für den kommenden Freitag hat Caro eine Wanderung zum Castello di Santa Caterina geplant. Einer historischen Festung auf einem Hügel vis à vis des Städtchens.

Heiss und feucht ist es, bis wir schliesslich oben ankommen und die verlassenen, teils zerfallenen Gemäuer erkunden. Vom Dach geniessen wir einen wunderbaren Rundumblick auf die Insel und die Bucht mit unserem Boot.

Favignana

Und schon sind wir Mitten im Ort – Piazza Madrice

In der Thunfischfabrik

Ganz schön grosse Boote – sehr beeindruckend

Unser heutiges Tagesziel – Castello di Santa Caterina

Ziel ist nah

Gleich mal ab ins Bad

Wir wollen bis nach oben

Der Aufstieg hat sich definitiv gelohnt – Rundumblick. In der Ferne sind die Inseln Marettimo und Levanzo erkennbar.

Auf dem Rückweg – Blick in den Hafen und das Städtchen Favignana

Nach der Tour brauchen wir dringend etwas zu Essen

Wir „Stoppen“, nicht wegen dem Mojito, sondern wegen einer Erfrischung im kühlem Nass

Regelmässig studieren wir Wind- und Wetterprognosen in Richtung Sardinien unserem nächsten Ziel, welches wir von hier aus anlaufen möchten. Dies ist ein Törn über 30 bis 35 Stunden segeln, also mit einer Nachtfahrt.

Schon seit einigen Tagen zeigt die Prognose für den morgigen Samstag einen leichten Südwestwind. Wieder vergleichen wir verschiedene Wettermodelle und wägen ab, ob der Wind reicht. Dabei verunsichert uns die zunehmend steigende Tendenz von möglichen, starken Gewitterstürmen auf der geplanten Segelroute.

Die Luft hier ist extrem feucht. Am Morgen ziehen Nebelschwaden vorüber und das ganze Boot ist voller Tauwasser. Dies wohlbemerkt bei sommerlichen 30 Grad Temperatur. Sollen wir nun am kommenden frühen Morgen ablegen oder bis zum Montag, dem nächsten möglichen Wetterfenster, warten? Wir entscheiden uns gegen einen Start in der Nacht.

Am nächsten Morgen studieren wir den neuen Wetterbericht erneut und stellen fest, dass sich das bisherige Wetterfenster für den kommenden Montag verschlechtert und die Gewitterneigung zugenommen hat. Auch langfristig zeigt sich kein besseres Wetterfenster ab.

Wollen wir heute Morgen starten, fragen wir uns. Der Wind sollte über weite Strecken knapp ausreichend sein, die Gewitterneigung mit der neusten Prognose wieder etwas schwächer.

Wir entscheiden uns für eine südliche Route, um das Gebiet mit den möglichen Gewittern zu umfahren. Gleichzeitig sollten wir dadurch am zweiten Morgen der Überfahrt ein Gebiet mit räumlichen Winden erreichen, welche uns gegen Norden zum Ziel schieben.

Zackig bereiten wir unser Boot fürs Auslaufen vor, Proviant für den Törn hatte Caro in weiser Sicht bereits am Abend vorgekocht.

Los geht’s und wir legen mit der Unterstützung eines Marineros und seinem Zodiac ab. Dieser muss uns, wegen der sehr schmalen Ausfahrt vom Mooringplatz, mit seinem Boot um die Kurve drücken, damit wir vis à vis kein Boot berühren und auch nicht an der langen Mooring Leine unseres linksseitigen Nachbars hängen bleiben.

Wir sind wieder auf See und fahren unter Motor westwärts, vorbei an der Insel Marettimo ins offene Meer. Die letzten Umrisse der Ägadischen Inseln verschwinden langsam.

Hier die Darstellung der möglichen Routen, was zuvor im Text erläutert wurde

Wir wollen weiter

Die Anspannung ist sichtbar

Ein Grund zum feiern haben wir dennoch – 27. Juli 2024 – vor einem Jahr sind wir in Pula (Kroatien) in unser Abenteuer „Langfahrt“ aufgebrochen

Marettimo

Ägadische Inseln verblassen mehr und mehr

Derweil der Wind macht, was er will. Anstatt des prognostizierten räumlichen Windes, kommt er nun exakt gegen uns. Aufkreuzen ist keine Option, zu schwach der Wind, zu lange die sich dadurch ergebende Strecke, verbunden mit der zunehmend ungünstigen Aussicht auf Gewitterneigung. Also motoren wir weiter in die Nacht hinein, dies wenigstens mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass jeweils einer sich entspannt schlafen legen kann, da es nicht viel zu tun gibt.

Auch Verkehr ist nicht viel in Sicht, die wenigen Schiffe befinden sich weit weg und nicht auf Kollisionskurs mit uns. Klarer Himmel mit wunderbarem Sternenhimmel begleitet uns, die Milchstrasse ist deutlich zu erkennen und spät in der Nacht geht auch der Mond in der Ferne auf.

Auf meiner Wache stelle ich mir den Timer auf 15 Minuten um jeweils die Instrumente zu kontrollieren und eine rundum Sichtkontrolle vorzunehmen. Die Zeit geht schnell vorüber, Boote auf dem AIS können identifiziert und mittels Fernglas gesichtet werden, es gibt immer etwas zu sehen. Es sind Frachtschiffe, Fischerboote und einige wenige Segler welche unterwegs sind. Nur der Wind lässt leider weiter auf sich warten.

Schichtwechsel und ich lege mich im Salon schlafen und Caro hält Wache. Als ich wach werde ruft mir Caro zu «Wind, wir können die Segel setzen».

Es ist ein schöner Moment, wenn endlich der Motor verstummt und wir vom Wind geschoben, lautlos dahingleiten. Wir haben Hunger und genehmigen uns ein ordentliches Frühstück um gestärkt den zweiten Tag der Überfahrt in Angriff zu nehmen.

Aber was ist denn das, was da um unser Boot flattert und nach halt sucht? Ein kleiner Vogel findet seinen Weg, mitten auf dem Meer, zu uns. Es ist ein Wiedehopf. Ein wunderschöner, kleiner Vogel, der sich seinen Platz auf unserem Boot sucht und findet. Und so gleiten wir zu dritt durch die im Sonnenlicht glitzernde See in den Nachmittag, bis uns der Wind von neuem im Stich lässt. So bleibt es dann auch bis zur Ankunft, wir fahren unter Motor. Für weitere Abwechslung sorgt unterwegs eine Schildkröte, an welcher wir vorbeiziehen.

Körperpflege während der Überfahrt – erfrischend und wohltuend

Zeit fürs Nachtessen

Und so motoren wir in den Sonnenuntergang hinein

Mondaufgang

Ein neuer Tag bricht an

Der Wiedehopf scheint sich wohl zu fühlen

Endlich unter Segel und nicht mehr zu zweit an Bord 😁

Land in Sicht, wir können die ersten Umrisse von Sardinien erkennen, wenn auch noch schwach im Dunst. Weitere Stunden vergehen bis wir schliesslich an der Südostecke, in der Bucht «Cala Carbonara» unseren Anker setzen. Unser tierischer Begleiter  verlässt uns schliesslich bei Ankunft auf Sardinien.

Hier angekommen schlafen wir zuerst einmal lange aus und geniessen zwei erholsame Tage vor Anker, mit Baden und lesen.

Endlich Land in Sicht

Sardinien

Angekommen 💪

Selbstverständlich gibt es ein Ankerbier mit Knabbereien

So lassen wir den Tag ausklingen und erholen uns von der Überfahrt

Für die Weiterfahrt und generell für die Zeit auf Sardinien erstellen wir einen groben plan. Wir möchten die Ostküste Richtung Norden segeln, und noch ein Stück weiter an die Südküste von Korsika. Gleichzeitig aber auch das Inland von Sardinien sehen, dazu planen wir einen längeren Stopp in einer Marina um von dort aus mit einem Mietwagen zu starten.

Die Abreise aus der Cala Carbonara erfolgt auf einem wunderbaren Raumwindkurs in die Cala Sa Figu, wo wir beim Ankermanöver durch ordentliche Böen begrüsst werden. Aber unser Anker hat sich perfekt in den sandigen Grund eingegraben, das überprüfen wir wie immer mit Taucherbrille und Schnorchel. Hier bleiben wir für eine Nacht.

Damit endet der Monat Juli.

Gut erholt und ausgeruht, segeln wir in eine andere Bucht

Achterliche Winde schieben uns vorwärts – perfekt 👌

Cala Sa Figu – obligatorischer Anker-Check

Morgenstimmung

Zum mitverfolgen unserer Segelroute vom Juli, stehen hier unten drei Teile bereit. 

Teil 1

Teil 2

Teil 3

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Amstad Gerold

    Interessante Reise, als wären wir mitgesegelt. Die Kartenausschnitte haben mir die Orientierung erleichtert.
    Schiff Ahoi

    1. Caro / Chris

      Das stimmt wohl. Alleine anhand der Ortsbezeichnungen gleicht es der Suche auf der Karte der sprichwörtlichen „Stecknadel im Heuhaufen“. Zumal es oft kleine und unbekannte Buchten sind.
      Liebe Grüsse
      Chris&Caro

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