Text: Christian & Carola / Bilder & Kurzfilme: Carola
Der letzte Monat für uns, indem wir mit dem Boot unterwegs sein werden. Dann steht die Winterpause vor der Tür und damit die Bootsarbeiten. Wie schnell doch die Zeit vergeht.
Aber daran denken wir vorerst nicht. Chris hat festgestellt, dass wieder Wasser unter der Spüle tropft und die Pumpe anspringt. Nicht gut. Er bastelt an einer Lösung. Mal schauen, ob wir es diesmal allein flicken können. Wollen es in den kommenden Tagen reparieren, da heute anderes ansteht.
Denn eine willkommene Abwechslung vom Bootsalltag bildet unser Besuch von Freunden aus der Schweiz. Sie wohnen ganz in der Nähe und geniessen hier ihre Herbstferien. Wir laden sie zu einem Apéro auf unser Boot ein und haben uns viel zu erzählen. Wir erhalten Gegenrecht und einige Tage später dürfen wir auf deren Terrasse, mit fantastischer Aussicht aufs Meer, spanische Spezialitäten geniessen.
Sarah and me – Wiedersehen macht Freude
Marc und Chris plaudernd bei einem feinen Apéro
Zu Besuch bei Sarah & Marc
Terrasse mit Meerblick
Blick in die Bucht von Port d’Andratx
Abendstimmung
Wind und Wetter zeigen sich bereits herbstlich, zwischendurch auch mal garstig. Aber hier in Port D’Andratx fühlen wir uns wohl, hinter der hohen Hafenmauer sind wir gut geschützt von allem Übel der sich ausserhalb der Bucht abspielt.
Am Abend stehe ich (Caro) im regen Kontakt mit Lacey, unseren kanadischen Freunden. Sie befinden sich auf der Überfahrt von Cannes nach Ibiza und sind nun nicht mehr weit von Port d’Andratx entfernt. Lacey fragt nach Möglichkeiten des Ankerns. Wir schlagen ihnen vor, besser an eine Boje oder gar in die Marina zu kommen wegen den vorhergesagten Winden. Neben uns ist noch ein Platz frei.
Sie sind interessiert. Wir klären ab, ob sie den Liegeplatz haben können. Kein Problem. Schnell teilen wir ihnen diese freudige Nachricht mit.
Gross ist die gegenseitige Freude, als sie kurz nach Mitternacht hier im ruhigen Hafen eintreffen. Die Einfahrt vom offenen Meer in die grosse Bucht von Andratx war für sie eine unangenehme Herausforderung. Sie mussten mit ihrer «Deinde» gegen eine hohe Kreuzwelle ankämpfen.
Die SY Deinde und ihre Crew erreicht den sicheren Hafen
Es folgt eine entspannte Zeit hier in Port D’Andratx. An spannenden Geschichten für einen langen, gemeinsamen Abend fehlt es uns jedenfalls nicht. Und so sitzen wir nach langer Zeit wieder «vereint» zusammen und plaudern über alles mögliche. Es ist ein lustiger und unterhaltsamer Abend. Für alle fühlt es sich an, als hätten wir uns erst vor ein paar Tagen das letzte Mal gesehen. Alles fühlt sich so vertraut an, wie damals in Griechenland.
SY Deinde & SY Blue Wave – nach 6 Monaten wieder vereint ☺️
Die Überfahrt nach Ibiza, beschliessen wir gemeinsam mit den Kanadiern zu bestreiten. Früh morgens am Samstag, den 5. Oktober starten wir und segeln mit einem Amwindkurs los. Um unser Ziel auf Ibiza auf direktem Kurs zu erreichen, müssen wir zunehmend härter am Wind segeln. Der Wind dreht immer weiter zu unseren Ungunsten, so dass wir ihn schliesslich auf die Nase bekommen und unseren Motor anwerfen müssen.
Derweil die Kanadier schon weit vor uns aus dem Blickfeld verschwunden sind. Ein Funkspruch von der «Deinde» erreicht uns, ob bei uns alles in Ordnung sei. Das ist es und wir erreichen mit etwas Verspätung ebenfalls den Ankerplatz in der Cala Xarraca um den Anker zu werfen.
Abschied von Mallorca
Frühstück auf dem Meer
Die Zeit, wo wir unter Segel sind, macht richtig Spass
Wir passieren den Far de sa punta des Moscater von Ibiza
Endlich angekommen in der Cala Xarraca
Caro und ich sind hin und her gerissen. Der ursprüngliche Plan ist, dass wir uns hier auf Ibiza Zeit lassen wollen und noch weiter ins südlich gelegene Formentera segeln möchten. Die Wetterprognosen jedoch sind schlecht. Wechselnde starke Winde, begleitet von Regen und Gewittern und das im schlecht geschützten Formentera. Darauf haben wir keine Lust.
Auf der anderen Seite herrscht gerade ein gutes Wetterfenster um weiter westwärts, aufs Festland zu segeln. Wer weiss wie lange wir wieder auf ein solches warten müssen, wenn wir es jetzt nicht packen.
Zuvor war eine langanhaltende Periode mit Wind aus Westen kommend und das für mehr als eine Woche. Für die Zukunft sind wiederum solche Winde angesagt. Wir möchten hier nicht tagelang festsitzen und so entscheidet der Verstand schliesslich. Wir werden Ibiza vorzeitig wieder verlassen.
Den angefangenen Monat an der spanischen Festlandküste ausklingen zu lassen hört sich für uns ebenfalls verlockend an. Zumal wir dort noch Aussicht auf Besuch haben werden.
Sonnenaufgang – mit einer der schönsten Stunden am Tag, wenn alles noch ruhig ist
Immer wieder spannend am folgenden Tag zu sehen, wo man eigentlich gelandet ist. Hier wären wir gerne noch ein paar Tage geblieben.
Am nächsten Morgen startet unsere Mini-Flottille in eine kurze Segeletappe. Entlang der Nordküste geht es weiter westwärts nach Port de Sant Antoni, unserem Ausgangspunkt für die Überfahrt.
Doch wo liegen denn nun die Kanadier vor Anker, welche bereits vor uns angekommen sein müssten? Die zuvor flüchtig getroffene Absprache betreffend Ankern in der «grossen Bucht» war nicht sehr präzis.
Angekommen in «unserer» grossen Bucht war keine «Deinde» sichtbar. Dort zu ankern war aufgrund der vielen Boote schwierig. Über Funk probiere ich Kontakt mit den Kanadiern aufzunehmen, jedoch erfolglos. Wir beschliessen nun, in die grosse Ankerbucht vor der Stadt zu fahren und siehe da, mit dem Fernglas entdecken wir die «Deinde». Nicht weit von ihr finden auch wir unseren Ankerplatz.
Wir beschliessen uns später noch auf einen gemeinsamen Drink in der Stadt zu treffen. Zuerst jedoch beschaffen wir uns noch zwei Kanister Diesel in der nah gelegenen Tankstelle an der Strasse, sicher ist sicher.
Eine wundervolle Küste zieht an uns vorbei
Anker ist vor Sant Antoni gefallen, nicht unweit von der „Deinde“
Wir betreten Ibiza um kleine Besorgungen zu erledigen
Danach geht es auf Sightseeing. Mondäne Bars und Clubs mit der für Ibiza typischen House-Musik begleiten uns entlang der Strandpromenade. Viele trendige junge Leute sind unterwegs. Ibiza, wie man es sich vorstellt. Das Zentrum besteht aus von Plamen gesäumten gepflegten Neubauten, wiederum mit vielen Restaurants und Clubs. Später treffen wir uns mit Lacey und Shane in einem mexikanischen Lokal, wo wir einen schönen gemeinsamen Abend verbringen.
Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir an Land
Wir verschaffen uns einen kleinen Eindruck von Sant Antoni
Die Grinsebacken auf Ibiza 😅
In geselliger Runde mit Lacey und Shane 🇨🇦
Nach einer kurzen Nacht läutet der Wecker früh morgens. Wir haben vereinbart in der Dämmerung zu starten, um rechtzeitig vor Dunkelheit am Zielort anzukommen. So schleicht unsere kleine Flottille unter Motor aus der gut geschützten Bucht bis uns ausserhalb der Abdeckung der prognostizierte, starke Wind erreicht.
Unser gemeinsames Ziel ist Denia. Nur dumm, dass uns gerade die Absage vom Hafen für den angefragten Liegeplatz erreicht hat. Bevor der Telefonempfang abbricht, fragen wir noch schnell in der nördlich davon gelegenen Marina Gandia nach und erhalten auch prompt positiven Bescheid.
So trennen sich langsam unsere Wege auf See, während die «Deinde» Richtung Denia segelt, haben wir unseren Kurs leicht angepasst und segeln das nördlich davon gelegene Gandia an. Unseren Entscheid haben wir der «Deinde» über Funk mitgeteilt und uns von ihnen verabschiedet.
Der starke Wind zwingt uns unsere Segel zu reffen. In einem sehr zügigen Halbwindkurs und unter Wellengang, erreichen wir schliesslich die Hafeneinfahrt von Gandia.
Chris funkt die Marina an. Zu unserer Überraschung wird uns mitgeteilt, dass sie keinen Platz für unsere Bootsgrösse haben. Der Marinero versteht kein Englisch und es handelt sich um ein Missverständnis. Super, denken wir, was jetzt? Den geruhsamen Abend müssen wir auf später verschieben. Wir entscheiden uns, etwas südlich vom Hafen Gandia, am Strand für eine Nacht zu ankern.
Es wird eine unruhige Nacht. Der Wind nimmt zu, es blitzt und Regen kommt auch ein wenig runter. Da ich (Caro) im Bett nicht schlafen kann, verlagere ich mein Schlafnest ins Cockpit. Die Wellen, die da kommen, fühlen sich hoch an. Unser Boot geht auf und ab oder auch mal hin und her. Chris gesellt sich zu mir ins Cockpit. So übernachten wir nach langer Zeit mal wieder im Cockpit.
Bei Dunkelheit verlassen wir die Bucht bei Sant Antoni
Morgendämmerung und wir düsen nur so dahin
Abschied von den Kanadiern
Welle und Wind sind ausreichend vorhanden bei dieser Überfahrt
Ankerplatz bei Oliva – noch sieht es nach einer ruhigen Nacht aus
Und so war es dann tatsächlich – eine kleine Vorstellung, wie es vor Anker manchmal sein kann
Vorteil im Cockpit zu schlafen = einen wundervollen Sonnenaufgang zu erleben. Die Morgenstimmung ist sensationell.
Das Schaukeln lässt nicht nach, sondern nimmt zu, da der Wind wieder zulegt. Lange bleiben wir nicht mehr hier. Gegen 10:30Uhr geht der Anker auf und wir lassen uns vom Wind nach Denia schieben, denn diese hat jetzt wieder freie Plätze zur Verfügung.
Unsere Fahrt nach Denia geht zügig voran, fast zu schnell. Wir reffen das Vorsegel auf ein Minimum und fahren immer noch mit 5-6kn. Kein Wunder, haben wir doch Windspitzen von bis zu 33kn 😳.
Der Morgen ist nicht besser als die Nacht, aber der Sonnenaufgang entschädigt so einiges.
Unser Vorsegel ist auf „Elefantentaschentuch-Grösse“ gerefft
Kleines Vorsegel und immer noch 6kn Fahrt bei 32.2kn Wind
Ab jetzt lassen wir den Herbst an der spanischen Küste gemütlich ausklingen. Wir beschliessen in Denia, Calpe, Villajoyosa und in Santa Pola, jeweils einige Tage zu verweilen, um gegen Ende des Monats Torrevieja, unser Winterquartier, anzulaufen.
Dabei begleiten uns milde spätsommerliche Temperaturen. Wir wandern, sehen uns die Orte an und ruhen uns von der langen Segelsaison aus. Wir geniessen es, an den einzelnen Orten mehr als nur ein bis zwei Tage zu verweilen.
Das ermöglicht es uns in Denia einen ausgedehnten Bummel durch den Farmers Market, die alte Markthalle und den Food Market zu unternehmen. Vom Castell del Denia haben wir einen wunderbaren Blick über das Städtchen.
Farmers Market
Markthalle
Food Market
Blick über Denia
Blick auf die Esglesia de l’Assumpcio de Denia
Ein wundervoller Weg führt entlang der Küste – sehr zu empfehlen
Unvergesslich bleibt auch der grosse Festanlass in Calpe zur Geschichte der Christen und Mauren mit der schier endlos scheinenden Parade.
Natürlich darf dort die Besteigung des 332 Meter hohen Felsen «Penyal d’Ifac» nicht fehlen. Das Kraxeln an der hohen Felswand ist eine willkommene Abwechslung zum Leben auf dem Wasser.
Salines de Calpe im Hintergrund – früher war dieser See mit dem Meer verbunden
Die grosse Parade vom „Moros-y-Cristianos-Fiestas“ – Flamenco vom feinsten
Tolle Kostüme gibt es zu bestaunen
Wahrzeichen von Calpe der „Penyal d’Ifac“
Was tut man nicht alles um eine super Aussicht zu geniessen
Mirador de Carabiners erreicht, die Aussicht ist beeindruckend
Der Abstieg erfolgt problemlos
Doch die Aussicht vom Gipfel ist unschlagbar – Chris ist alleine dort hoch
Der „Gipfelstürmer“
Die Abendsonne lässt den „Penyal d’Ifac“ golden erstrahlen
In einer Beach Bar geniessen wir die Abendstimmung
Calpe
Auf unserer Fahrt von Calpe nach Villajoyosa kommen uns Delfine entgegengeschwommen und gesprungen. Einige spielen kurz mit unserer Bugwelle bevor sie ihren Weg in die entgegengesetzte Richtung fortsetzen. Diese Momente sind immer etwas Besonderes.
Immer wieder ein Hingucker – Delfine🐬
Angekommen in Villajoyosa entdecken wir das Schokoladenmuseum und erfahren von dessen grosser Geschichte beim Import von Kakaobohnen aus Afrika und Südamerika, welche mit den mittelalterlichen Schiffen hier angekommen sind. Von hier aus hat sich die Schokolade schlussendlich auf der Iberischen Halbinsel verbreitet.
Villajoyosa mit seiner bunten Häuserfasade
La Olivera Grossa – dieser Olivenbaum ist über 1000 Jahre alt
Embalse del Amadorio – ein Stausee mit unglaublich türkis-blauem Wasser
Im Schokoladenmuseum von „Valor“
Am Ende der Führung darf probiert und eingekauft werden
Im „Café Valor“ schlemmen wir so richtig
Ein weiteres Highlight bildet das Treffen mit unseren Freunden aus Süddeutschland in Santa Pola, welche hier eine Woche Ferien verbringen werden. Der Zufall will, dass sich hier unsere Wege kreuzen.
Santa Pola hat einen kilometerlangen Strand
Fischerhafen von Santa Pola
Castillo Fortaleza De Santa Pola
Strandübergang bei La Marina, wo wir einen wundervollen Tag mit Freunden verbringen.
Freudiges Wiedersehen
Das Kalenderblatt zeigt den 01. November 2024 an. Für uns bedeutet es Kurs auf Torrevieja zu nehmen, in unser Winterquartier.
Santa Pola im Kielwasser
Auf unserer letzten Fahrt begleiten uns Sany und Babs
Zunächst scheint es, als könnten wir unser Segel nicht setzen
Doch die letzten Meilen legen wir unter Segel zurück
„Anlegerwein/-bier“ – auf den gelungenen Abschluss
Ein unverhofftes Wiedersehen in Torrevieja – wir treffen die finnische Crew der „SY Aniara“ wieder. Was für eine Überraschung.
Da sind wir nun angekommen in Torrevieja. Eine wundervolle Segelsaison liegt hinter uns. Vier Länder haben wir besegelt. Dabei haben wir so einiges erlebt. All die Eindrücke wollen verarbeitet werden. Das werden wir tun, wenn wir unseren Heimaturlaub antreten.
Doch bevor es soweit ist, müssen noch einige Arbeiten am Boot erledigt werden.
Unsere letzten Meilen im Oktober. Gemütlich lassen wir die Segelsaison ausklingen.
Teil 1
Teil 2
Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
hallo ihr zwei
Spannend wie immer Eure Berichte, vielen Dank. Jetzt könnt ihr Euch freuen auf ein ruhiges Schlafen im heimischen Bett. Gute Winterzeit wünscht
Marlies
Vielen Dank für dein Feedback.
Wir geniessen hier noch die herbstliche Sonne, bevor’s zurück in den kalten Norden geht.
Gruss Chris&Caro
Ihr habt wirklich vieles gesehen und erlebt. Nun folgt eine Ruhezeit mit Arbeiten am Boot.
Lieber Gerold
Dem gibt es nichts hinzuzufügen ☺️. Wir freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen. Bis dahin, Herzliche Grüsse C&C
Es ist unglaublich wie schnell die Zeit vergangen ist,dass ihr soviel erlebt habt und wir durch die Berichte von euch immer in Gedanken bei euch waren,dass ihr gesund und munter seid.
Liebe Monika
Da stimmen wir dir voll und ganz zu. Die Zeit ist gefühlt schnell vergangen, was bleibt sind die Erinnerungen an das Erlebte. Es freut uns immer zu hören, wenn wir euch gedanklich auf unsere Reise mitnehmen können. Nun freuen wir uns auf den bevorstehenden Heimaturlaub. Auf ein baldieges Wiedersehen 👋
Herzliche Grüsse C&C