Und immer wieder das erste Mal

oder unzählige neue Erfahrungen mit dem Törnstart

Ein Rückblick auf unseren Segeltörn im Jahr 2023

Gefühlt sind wir manchmal in eine fremde Galaxie geflogen. Vom alltäglichen Hamsterrad haben wir uns maximal entfernt, gewohntes und geliebtes, sowie weniger geliebtes hinter uns gelassen.

Wie viele Stunden hatte ich (Chris) recherchiert und nach Informationen gesucht, Lösungen auf anderen Booten angeschaut, manchmal geflucht und es doch wieder probiert. Es ist auf dem Boot und beim Segeln eben fast alles anders als in einem Gebäude, da wo ich mich von Berufs wegen auskenne.

Umso schöner waren dann die Erfolgsmomente, als wieder eine Pendenz auf unserer schier endlosen To-do-Liste abgehakt werden konnte.

Schön und bereichernd waren die Monate in Pula, wo wir zwischen den Bootsarbeiten in der Marina, viele neue und hilfsbereite Freunde und Handwerker kennen lernen durften. Unvergesslich bleiben auch einige feuchtfröhliche Abende in Erinnerung. Die Marina wurde für uns zu einem neuen Zuhause.

Doch wurde es Zeit abzulegen, neues zu erkunden, wenn auch etwas später als geplant kann es Ende Juli endlich losgehen.

Schliesslich hatten wir unser Boot über Monate für die Langfahrt ausgerüstet, alles plan- /erdenkbare getan und schliesslich bestens verproviantiert. Unser Boot wurde dabei leicht übergewichtig, die Wasserlinie liegt jetzt tiefer. Im Gegensatz zu uns beiden, wir haben in der Zeit an Gewicht verloren.

Es hiess Abschied nehmen von unserem Marina-Alltag und von unseren neu gewonnenen Freunden.

Ein letztes Mal nach Hause fahren, Auto zurückbringen, Abschied von der Familie nehmen und mit Flugzeug wieder zurück nach Pula fliegen.

Die letzte Nacht ist gekommen, ein weiteres Mal in unserem neuen Zuhause aufstehen, den Kaffee im Cockpit trinken und den Bootsnachbarn zuwinken. Dann die letzten Abschiedsszenen am Steg, Motor starten und Leinen los. Ich (Caro) musste mir ein paar Tränen abwischen. Es wurde für mich doch etwas emotionaler als gedacht.

Mit gemischten Gefühlen fuhren wir langsam aus der Marina. Unsere liebe Bootsnachbarin winkte uns zu, bis auch sie im Meer der Boote und Masten hinter uns verschwand. Wir denken beide das Gleiche «Hoffentlich funktioniert mit dem Boot alles, denn zurückfahren wollen wir jetzt nicht mehr.».

So segelten wir in den kommenden Wochen in Tagesetappen auf Kurs 135 Grad, Richtung Süden, mitten durch die kroatische Inselwelt.

Viele wunderschöne Buchten und Landschaften durften wir kennen lernen. Jetzt endlich begann unser neues Leben auf dem Wasser, weg vom Heimathafen.

Trotz einigen Segeltrips rund um Pula war das Bootsleben in vielen Situationen noch neu und ungewohnt für uns. Wie reagiert das Boot in unterschiedlichen Situationen und wie teilen wir uns bei den Manövern auf? Finden wir eine geeignete Ankerbucht? Wie ist der Ankergrund? Fragen über Fragen tun sich auf.

Für die Routenplanung liessen wir uns viel Zeit, um für die jeweiligen Wind- und Wetterverhältnisse geeignete Ankerbuchten zu finden. Laufend überprüften wir unsere Grobplanung und passten sie den aktuellen Gegebenheiten an.

Es galt Vertrauen ins Boot und in unsere eigene Seemannschaft zu bekommen. Immer wieder neue Situationen, neue Aufgaben, erste Male und das jeden Tag.

Hält der Anker? Ändert sich die Windrichtung in der Nacht? Befindet sich eine Gefahr innerhalb von unserem Schwojkreis?

Bei jedem Ankerplatz tauchte Chris den Anker gewissenhaft ab, um zu kontrollieren, ob er guten Halt gefunden hat. Zugleich suchte er den Grund nach möglichen Untiefen ab.

Auch wenn alles sicher ist, schläft man dennoch nicht so tief und nimmt alle Geräusche mit einem Ohr war.

Umso schöner sind dann die entspannten Momente in den Ankerbuchten, welche wir z.B. mit Schnorcheln verbrachten. Oder wir nutzten die Gelegenheit, um kleine Wanderungen zu unternehmen. Dabei mussten wir uns zuerst daran gewöhnen unser Boot allein vor Anker und aus den Augen zu lassen. Dies war besonders zu Beginn ein unangenehmes Gefühl. Wir mussten lernen dem Anker und unserer eigenen Seemannschaft zu vertrauen, und siehe da, es funktionierte.

Schnorcheln in der Ankerbucht von Antipaxos

Unvergesslich auch die allabendliche Prime-Time, der Sonnenuntergang. Mit einem Glas Wein in der Hand verbrachten wir schönste Abende auf dem Bug und schauten der untergehenden Sonne zu. Dies war nun fester Bestandteil von unserem neuen Bootsleben.

Ankerbucht bei Syvota

Mitte August hatten wir schliesslich Dubrovnik erreicht. Die historische Altstadt am südlichen Ende von Kroatien.

Mit dem Ausklarieren verliessen wir den Schengenraum und segelten weiter nach Montenegro, wo wir herrliche Tage in der Bucht von Kotor verbrachten.

In Bar bereiteten wir uns dann auf unsere erste alleinige Nachtfahrt vor. Der Plan ist, an Albanien vorbei, Korfu anzusegeln. Doch das Wetter spielte erstmal nicht mit. Starke Winde herrschten, an ein Auslaufen war vorerst nicht zu denken. So verlängerten wir unseren Aufenthalt um einige Tage, bis Besserung in Sicht war. Regelmässig überprüften wir mit unserer elektronischen Routenplanung die verschiedenen Wettermodelle und Routen bis es schliesslich passte. Wir benötigen vorzugsweise räumlichen Wind, das hiess in unserem Fall Wind von Nord. Die Prognose für den Abfahrtstag war noch immer nicht berauschend. Sie sagte uns für die ersten 8 Stunden stärkeren Wind aus Süd-Ost voraus, bei einem spürbaren Schwell von Osten. Beides jedoch gegen Abend abnehmend bei gleichzeitig drehendem Wind aus nördlicher Richtung.

Früh am Morgen, des 8. Septembers konnten wir am Customs-Dock bei den Behörden ausklarieren und duften auslaufen.

Mit gerefften Segeln auf Amwindkurs ging es südwärts. Wie vorhergesagt wurde der Wind mit zunehmender Distanz zum Ufer stärker, so dass es bald ungemütlich wurde.

Der Wind baute sich bis auf 20 Knoten auf, bei gleichzeitig unangenehmer Welle von der Seite. Es wurde ruppig und die Gischt spritzte einige Male ins Cockpit, ich (Chris) wurde geduscht.

An Mittagessen war erst einmal nicht zu denken, da sich eine leichte Seekrankheit bei uns beiden bemerkbar machte. Auf Grund dessen vermieden wir es unter Deck zu gehen. Durchhalten und aussitzen war angesagt. Aber warum leiden, wenn es eine Tablette gibt, die dem Übel schnell ein Ende setzt? So nahmen wir beide eine Tablette gegen Seekrankheit und waren nach 30min wieder bester Laune.

Auf der Überfahrt von Montenegro nach Griechenland

Chris fühlt sich nicht gut

Die Wetterprognose sollte Recht behalten, gegen Abend wurde der Wind nachlassend und kam zunehmend aus nördlicher Richtung. Dies ermöglichte es uns, das Grosssegel einzurollen und nur unter Genua mit achterlichem Wind durch die Nacht zu segeln. Hierbei teilten wir uns in dreistündige Schichten auf, so dass jeder ein wenig Schlafen konnte.

Wieder hatten wir viel neues erlebt, so auch das Boot in alleiniger Verantwortung durch die Nacht zu führen. Unvergessen bleiben die Positionslichter anderer Schiffe in der Dunkelheit, die Kontrollen mit dem Fernglas und die regelmässigen Rundumblicke. Beides unterstützt durch den Kartenplotter mit seinen Anzeigen anderer Schiffspositionen, deren Kurse und Geschwindigkeit.

Am nächsten Morgen, gegen Ende der Schicht von Caro, hatte der Wind dann so weit abgeflaut, dass das Segel schlug. Wir bargen es und mussten schliesslich unter Motor fahren. Weiter ging es entlang der albanischen Küste, bis vor uns Koufu auftauchte.

Nach rund 36 Stunden, konnten wir gegen Abend die Marina Gouvia sicher anlaufen. Eine wichtige Etappe war erfolgreich geschafft, rechtzeitig vor unseren geplanten Flügen nach Deutschland und in die Schweiz waren wir sicher angekommen.

Der Flieger in die Heimat

Wieder zurück auf Korfu war für uns klar, dass wir den Rest der Segelsaison gemütlich und ohne Zeitdruck angehen wollten. Schnell konnten wir uns einigen, dass wir unser Winterlager im Ionischen Meer suchen wollten und nicht wie angedacht den Winter auf den Kanaren zu verbringen. Der Preis für das baldige Erreichen dieser fernen Destination war uns zu hoch. Nur durchsegeln und keine Zeit für die schönen Orte auf der Strecke zu haben war es uns nicht wert.

Lefkada, mit seiner bekannten Segler-Community, schien uns die bessere Option.

So durften wir noch wunderschöne Wochen in traumhaften Buchten auf Paxos und Antipaxos, sowie an der Festlandküste verbringen.

In lebhafter Erinnerung bleibt unser aufregendes Ablegemanöver in der Two Rock Bay, an einem Morgen. Plötzlich zog ein Gewitter von Norden herkommend auf und brachte uns zur Entscheidung sofort, und nicht wie am Vortag geplant, später abzulegen. Zackig machten wir unser Boot klar, Anker hoch und schon ging es los Richtung Süden. Warmer Regen setzte ein und ein herrlicher Wind schob uns mit sportlicher Geschwindigkeit vor dem Gewitter südwärts. Lachend standen wir in Badehosen im Cockpit und freuten uns über das gelungene Manöver.

Bei Regen und Gewitter segeln wir gen Süden

Der milde Spätsommer wollte nicht enden und das Wasser war noch immer wunderbar warm.

Unvergesslich bleibt uns der Ambrakische Golf, wo wir nahezu allein unterwegs waren. Kein Charterboot verirrte sich dorthin. Unvergesslich sind die unterhaltsamen Abende in der Rouga Bay, in der Taverne von Jannis.

Doch dann zeigte uns die Wetterprognose für den kommenden November Herbstwetter mit sinkenden Temperaturen und stürmischen Winden voraus. So wurde es Zeit unser Winterlager anzulaufen.

Von November bis voraussichtlich Ende März wird unser Boot an einem Liegeplatz in Lefkada überwintern. Wir selbst nutzen die Zeit, um eine Weile nach Hause zu fliegen.

Auf dem Weg zum Flughafen besichtigen wir zum Jahresabschluss noch die für uns bis dahin unbekannte Stadt Athen.

So ging ein äusserst spannendes und Lehrreiches Jahr für uns viel zu schnell vorüber.

Vonitsa Bay im Ambrakischen Golf – ein letztes Mal den Sonnenuntergang vor Anker geniessen, bevor es ins Winterlager geht

Athen ist überwältigend

Das ist der Grund, warum wir für einige Zeit in Heimaturlaub gehen. Hier auf Lefkada kann es ziemlich stürmisch und regnerisch werden.

Die gelegentlich an uns herangetragene scheue Frage, ob denn nun unsere Segelreise zu Ende wäre, können wir klar mit «NEIN» beantworten. Es geht weiter im neuen Jahr! Viele unbekannte Ziele warten auf uns, so auch der Süden von Italien.

2024 – Die Crew ist bereit für neue Abenteuer…

…und unsere Blue Wave auch (hier vor Anker bei Antipaxos)

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Manfred

    Cool geschrieben….gibt’s ein Video vom Bootskauf?
    LG Manfred

    1. Caro

      Hallo Manfred
      Vielen herzlichen Dank für deinen netten Kommentar.
      Zum Bootskauf gibt es kein Video. Wir haben zwar für uns fotografiert und kurze Sequenzen gefilmt aber nicht mit dem Gedanken, dies als Video zu verarbeiten.
      Unsere Idee, auf YouTube Vidoes hochzuladen, kam später.
      Falls du spezifische Fragen hast, kannst du uns gerne kontaktieren.
      Herzliche Grüsse
      Caro & Chris

  2. Monika

    Sehr gut

    1. Caro

      Vielen Dank!

Kommentare sind geschlossen.