Wellness für unser Boot

Wie unsere "müde Kuh*" zum Leben erwacht

Text: Christian / Bilder & Kurzfilme: Carola

Nachdem wir ein paar entspannte Tage geniessen konnten, wird es Zeit, dass unser Boot etwas Zuwendung für den kommenden Saisonstart bekommt. Wenngleich die To-do-Liste dieses Mal deutlich kleiner ist als im vergangenen Jahr, steht noch ein wichtiger Termin am Dock bevor: Motorwartung und Rigg-Check.

Früh aufstehen ist angesagt. Der Wecker klingelt um 07:00 Uhr, und ich (Chris) tue mich schwer aus dem warmen Bett zu steigen. Die Aussicht auf einen guten Kaffee hilft beim Aufstehen. Wir bereiten das Boot für die zehnminütige Fahrt zur Werft vor und drehen gespannt den Zündschlüssel. Wieder tut sich der Motor schwer mit dem Starten. Nach langen 20 Sekunden erwacht er dann doch zum Leben. Wir können an unserem Steg ablegen. Gemütlich tuckern wir aus der Marina. Unsere erste Ausfahrt bei Sonnenschein geniessen wir in vollen Zügen.

 

Läuft

Gemütlich tuckern wir dahin

Freu

Als wir uns dem Dock nähren, wird schnell klar, dass dort, wo wir seitlich anlegen wollen, bereits ein Motorboot steht. Niemand ist da, um uns ainzuweisen. Während Caro eine Extrarunde dreht, rufe ich Dennis von der Werft an. Schnell kommt er herbeigeeilt, um uns einzuweisen. Hinter dem Motorboot machen wir unsere Blue Wave an den Pollern fest. Das Motorboot wird nach vorne verholt und wir rücken ebenfalls eine Bootslänge vor.

Schon kommt Darren, der Mechaniker, schützt das Cockpit mit Karton und beginnt mit der Motorwartung. Sorgfältig kontrolliert er alles, wechselt das Öl, tauscht die Öl- und Dieselfilter aus und ersetzt den Impeller sowie den Keilriemen.

Seitlich am Dock angelegt

Unser Boot wird verholt

Die Motorwartung ist im vollen Gange

Doch warum lässt sich der Motor so schwer starten? Die Elektrik wird durchgemessen, die Glühkerzen kontrolliert, die Zündung ein- und ausgeschaltet. Alles scheint in Ordnung zu sein.

Dann kommt Dennis, der Chef, und startet den Motor. Penibel achtet er im Kontrollpanel auf das Leuchten der Signallampe für das Vorglühen. Wartet zehn Sekunden, dreht den Schlüssel weiter und – oh Wunder – der Motor startet nach nur drei Anlassumdrehungen und läuft wie eine Nähmaschine.

Da braucht es wohl ein „goldenes Händchen“, denken wir erstaunt. Aber die Lösung ist viel banaler: Wir müssen vor dem Starten einfach richtig vorglühen. Ungläubig testen wir es noch einmal. Tatsächlich, der Start gelingt wunderbar.

Dennoch können wir uns das Problem nicht vollständig erklären. Etwas schwer beim Starten tat sich der Motor schon seit Anbeginn. Aber im Herbst verschlechterte sich die Situation plötzlich merklich.

Ein weiteres Problen ist die Elektronik. Im vergangenen Sommer und Herbst kam es drei Mal vor, dass nach dem Drehen des Zündschlüssels die Elektrik „tot“ war. Kontaktspray wurde zu unserem besten Freund und half uns jeweils aus der Patsche. Wir sprühten auf der Rückseite des Kontrollpanels alle Kontakte ein, um anschliessend wieder starten zu können. Dennis meint, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit das Zündschloss der Übeltäter ist. Dies scheint Plausibel. Also bestellen wir ein Neues, was dann auch noch ausgetauscht werden muss.

Der zweite wichtige Punkt betrifft unser Rigg. Es wurde in Kroatien erneuert und sollte grundsätzlich in einwandfreiem Zustand sein. Nach mehr als einer Saison intensiver Nutzung möchten wir jedoch sicherstellen, dass alles perfekt funktioniert, daher lassen wir es überprüfen. Dennis kommt mit einer mobilen Hebbebühne, misst den elektrischen Widerstand an allen Terminals und protokolliert es sorgfältig. Das Ergebnis: Alles ist in bester Ordnung.

Die mobile Hebebühne ist bereit

Hebebühne im Einsatz

Messen der elektronischen Widerstände

Das letzte Problem betrifft wieder einmal unser Druckwassersystem. Bereits in Griechenland liessen wir nach Problemen mit der Pumpe eine neue einbauen. Doch das half nicht lange. Im Spätsommer trat das alte Problem mit der Pumpe wieder auf: Die Pumpe schaltet sich zu spät ein, wenn der Wasserdruck zu tief gefallen ist. Dennis bestellt einen neuen Drucksensor für die Pumpe, der das Problem lösen soll. Auch das erscheint logisch, obwohl ich nicht ganz verstehe, warum die in Griechenland neu eingebaute Komponente schon wieder defekt ist.

Das war’s dann aber auch schon am Dock. Zufrieden legen wir nachmittags ab, drehen noch eine Runde im Vorhafen, um dann wieder an unserem Stegplatz anzulegen.

Etwas misstrauisch starten wir in den folgenden Tagen immer mal wieder den Motor, doch unsere anfängliche Skepsis erweist sich als unbegründet: Nach ausgiebigem Vorglühen startet der Motor jedes Mal wunderbar.

Zwei wichtige Punkte auf unserer To-do-Liste können wir nun abhaken. Der dritte große Punkt ist dann meiner: Etliche Fugen auf dem Deck müssen erneuert werden. Ich hoffe auf einige Tage mit trockenem Wetter, während Caro ihre Eltern zu Hause besucht. Dann sollte auch das erledigt sein.

* «müde Kuh*» so hat unser Bootswart in Kroatien den Motor genannt, nachdem er dort nach einer langen Winterpause etwas widerwillig gestartet wurde.

Bereit zum ablegen

Wieder an unserem Steg

Chris begleitet mich noch zum Flughafen, bevor er sich dann voll und ganz auf seine To-do-Liste  konzentrieren kann. Derweil besuche ich meine Eltern und verbringe dort eine schöne Zeit.

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